Unter dem Motto „Schutz durch Pflege“ haben am Samstag siebzehn Freiwillige einen Arbeitseinsatz auf dem Naturdenkmal der Gemeinde Rohrau geleistet. Initiiert vom NABU-Ortsverband
Gärtringen-Herrenberg-Nufringen, kümmerten sich NABU-Mitglieder und zahlreiche Helfer des Schwarzwaldvereins gemeinsam um das Offenlandbiotop, das als Lebensraum für seltene Pflanzen und Insekten
dient.
Mit Motorsägen und Hacken rückten die Freiwilligen dem Gehölzaufwuchs zu Leibe, um die wertvolle Fläche freizuhalten und die besonnten und mageren Böden zu erhalten, die seltene Pflanzen hier
brauchen. „Wenn man im Frühling und Sommer die blühende Wiese sieht, weiß man, dass sich der Einsatz gelohnt hat,“ meinte ein zufriedener Helfer.
Das Biotop, ein Halbtrockenrasenhang mit Wacholder, ist Heimat für seltene Orchideen und andere gefährdete Blumen, die auf sonnige, offene Standorte angewiesen sind. Neben der jährlichen
Freistellung organisiert der NABU auch Beweidung und regelmäßige Kontrollen, um den besonderen Charakter der Fläche langfristig zu sichern. Für diesen erheblichen Aufwand stellt die Gemeinde eine
Aufwandsentschädigung bereit, um die Pflege zu unterstützen.
Zur Stärkung gab es für die tatkräftigen Helfer zwischendurch warme Kürbissuppe, die die gute Stimmung abrundete. Dank des Engagements von NABU und Schwarzwaldverein bleibt das Biotop bei Rohrau
ein wertvoller Lebensraum für bedrohte Arten und ein eindrucksvolles Beispiel für gemeinschaftlichen Naturschutz.
Windkraftausbau und Freiflächen-Photovoltaik
Seit einiger Zeit beschäftigt uns die Planung des Windkraftausbaus. Aufgrund der gesetzlichen Notverordnung hat der Ausbau der erneuerbaren Energien juristisch Vorrang gegenüber Problemen, die hinsichtlich Arten- und Naturschutz entstehen. Wir sind der Meinung, dass Klima- und Artenschutz gemeinsam gedacht werden müssen. Nur intakte Ökosysteme mit großer Artenvielfalt auf genügend großer Fläche sind in der Lage, auf die Herausforderungen zu reagieren, die der Klimawandel mit sich bringt. In unserer dichtbesiedelten Region sollten z. B. wertvolle, artenreiche Wälder oder Gebiete, über die Vogelzugkorridore gehen, von der Planung ausgenommen werden. Eine weitere Zerschneidung von sensiblen Gebieten sollte vermieden werden. Die Einbeziehung von Artenschutzexperten und Naturschutzverbänden wäre hier dringend notwendig, ist aber leider nicht vorgeschrieben.
Die Verwaltung der Region Stuttgart hat Vorrangflächen für Windkraftanlagen festgelegt: Verband Region Stuttgart: Wind (region-stuttgart.org)
Die Abgabe von Stellungnahmen war bis Anfang Februar möglich. Zu einigen Flächen haben wir aufgrund von starken Beeinträchtigungen für den Artenschutz Stellungnahmen geschrieben, die zur Zeit bearbeitet werden.
Beispiele: wichtigstes Vogelzug- und Rast- und Überwinterungsgebiet des Kreises Böblingen bei Weil der Stadt (BB-19, BB-25 und BB-26), Spitalwald Herrenberg und Jettingen mit artenreichem Wald und Vogelzugkorridor (BB-07), Maurener Tal mit Kiebitzbrutgebiet (BB-13 und Teile BB-14), Rebhuhnreferenzgebiet Oberes Gäu (BB-04, BB-05, BB-06).
Unser Ziel ist es, einzelne für den Artenschutz besonders nachteilige Vorranggebiete auszuschließen. Das geht aber nur, wenn die Besitzer der vorgesehenen Flächen für die Windkraftanlagen (Gemeinden) bereit sind, transparent vorzugehen und auch den Artenschutz ernst zu nehmen.
Wichtig ist uns auch, dass der Ausgleich für verlorengehende Waldteile nicht durch Aufforstung im Offenland ausgeglichen werden, sondern bereits vorhandene Waldareale ökologisch aufgewertet werden. Die nicht intensiv bewirtschafteten offenen Flächen ohne Gehölze (Extensivgrünland und ungenutztes Offenland) sind in unserer Region verschwindend gering: nur 2500 ha (0,5 % bzw. 0,2 % der Flächen)). Gerade diese Flächen sind sehr wichtig für die Artenvielfalt und dürfen nicht aufgeforstet oder der Sukzession überlassen werden.
Der Waldanteil nimmt ständig zu, da ehemals offengehaltene Areale bei Aufgabe der regelmäßigen Pflege spontan zuwachsen oder Gehölze ins Offenland gepflanzt werden. Deshalb sind Bodenbrüter wie Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn bei uns stark bedroht. Ausgleichszahlungen für Artenhilfsprogramme z. B. in östlichen Bundesländern hilft der Artenvielfalt bei uns hier leider nicht.
Im Sommer hat die Verwaltung der Region Stuttgart Vorbehaltsgebiete für Freiflächen-Photovoltaikanlagen festgelegt, Die Abgabe der Stellungnahmen war bis 31. Oktober möglich.
Auch hier war deutlich, dass die Planung ohne jegliche Einbeziehung von Naturschutzgesichtspunkten durchgeführt wurde. Dieses Vorgehen halten wir für einen grundsätzliche Fehler. Das Artensterben wird durch die völlig einseitige Bevorzugung von Klimaschutzmaßnahmen beschleunigt. Notwendig wäre aber, Klimakrise und Artensterben zusammen anzugehen, denn intakte Ökosysteme und Artenvielfalt sind eine existenzielle Voraussetzung dafür, dass auch der Klimawandel bewältigt werden kann.
Die EU-Notfallverordnung regelt gesetzlich, dass der Ausbau der Erneuerbaren Enerigen von „überragendem öffentlichen Interesse“ ist und der „öffentlichen Sicherheit“ dient. Das bedeutet, dass der Ausbau Vorrang vor allen anderen Interessen hat, also auch vor Natur- und Artenschutzbelangen. Das gibt den gibt den Planern freie Hand zum Ausbau in Vorranggebieten. Zusätzlich gilt für Baden-Württemberg, dass bei Erreichen des Flächenziels der Ausbau nicht begrenzt ist. In der Praxis ist das besonders für Freiflächensolaranlagen interessant, die fast überall in den Grünzügen über Bebauungspläne errichtet werden dürfen.
Zum Ausbau von Freiflächensolaranlagen:
Die geplanten Vorbehaltsgebiete liegen meist auf wertvollem Ackerland, überlagern Flächen, wo bedrohte Feldvögel brüten (Feldlerche, Rebhuhn) oder grenzen direkt an Schutzgebiete. Deshalb haben wir ebenfalls zu einigen Gebieten Stellungnahmen geschrieben. Besonders unverständlich ist, dass im Oberen Gäu 240 ha Ackerland freigegeben wurden, obwohl diese Flächen zum vom Land geförderten Rebhuhnreferenzgebiet gehört. Dieser Feldvogel ist vom Aussterben bedroht und braucht dringend Schutzmaßnahmen.
Große Solarfelder auf landwirtschaftlichen Flächen können je nach Lage wichtige Rast- und Überwinterungsplätze für Zugvögel unbrauchbar machen.
Gerade in unserer dicht besiedelten Region, in der die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen, gibt es kaum noch größere Flächen, die dem Artenschutz vorbehalten sind, besonders im Offenland: Fläche von Extensivgrünland und ungenutztem Offenland im Landkreis: nur 2500 ha (0,5% bzw. 0,2% der Flächen). Besonders extensiv beweidetes Grünland speichert mehr CO2 als Wald.
Diese Flächen sind sehr wichtig für die Artenvielfalt und dürfen nicht aufgeforstet oder der Sukzession (spontane Verbuschung und Verwaldung) überlassen werden. Auch für die Landwirtschaft ist die Flächenkonkurrenz besonders hoch. Das betrifft in besonderem Maß den Ausbau der Freiflächenphotovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen. Welcher Landwirt wird dann noch bereit sein, zusätzlich Flächen für der Artenschutz wie größere Dauerbrachen an geeigneter Stelle zur Verfügung zu stellen, auch wenn die Fördergelder hoch sind? Arten, die einen größeren Flächenanspruch vor allem im Offenland haben wie Rebhuhn, Kiebitz Feldlerche, verlieren immer mehr geeigneten Lebensraum und sind vom Aussterben bedroht.
Deshalb fordern wir, dass der Ausbau von Windkraft und Freiflächensolaranlagen unbedingt in Abstimmung mit Artenschutzexperten und lokalen Kennern vor Ort geplant werden muss.
Einige Standorte und Flächen können wir aus artenschutzfachlichen Gründen nicht akzeptieren und lehnen sie deshalb ab. Hier kann es keine Kompromisse geben.
Wir hoffen trotz Benachteiligung der Artenschutzaspekte auf einen verantwortungsvollen Ausbau der erneuerbaren Energien, der auch das Thema des schnell voranschreitenden Artensterbens im Auge behält.
Der NABU ist für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, aber nur, wenn der Artenschutz unbedingt berücksichtigt wird. Wir halten es für einen grundsätzlichen Fehler, dass die natur- und artenschutzfachlichen Aspekte bei der Planung nicht von vornherein mit einbezogen wurden.
„Die Einbindung des Artenschutzrechts darf kein Nachgedanke sein, sondern muss von vornherein in Planungsvorhaben qualitativ hochwertig berücksichtigt werden…Nur dann lässt sich vermeiden, dass artenschutzrelevante Entscheidungen in einem naturschutzfachlichen „Erkenntnisvakuum“ getroffen werden“ (NABU Grundsatzprogramm Artenvielfalt)
Das Artensterben ist eine genauso dramatische Krise wie der Klimawandel.
„Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weist einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden weitere wertvolle Habitatflächen. Die Konsequenz: Populationen von Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen. Ein Drittel der Arten sind gefährdet, etwa drei Prozent sind bereits ausgestorben.“ (Faktencheck Artenvielfalt , Oktober 2024)
Das Artensterben nimmt rasant zu durch bereits geschehene Eingriffe. 20 % der Arten in Europa bedroht. Insgesamt gibt es 600 Mio. Vögel weniger als vor wenigen Jahrzehnten. Rote-Liste-Arten nehmen ständig zu.
Wegen fehlender Artenkenntnis werden das Aussterben oft nicht wahrgenommen.
Biodiversität ist überlebenswichtig. Der Erhalt der Biodiversität (Vielfalt der Lebensräume, Artenvielfalt und genetische Vielfalt) ist von essenzieller Bedeutung. Das massiv fortschreitende Artensterben ist eine mindestens so fatale Krise wie der Klimawandel. Es ist ein Trugschluss, zu behaupten, dass sowieso viele Arten verschwinden, wenn man nicht jetzt auch ohne Rücksicht auf die Natur die Erneuerbaren ausbaut. Der Faktor Lebensraumverlust wirkt sich viel gravierender als der bisherige Klimawandel auf die Arten aus. Wir müssen Arten- und Klimakrise zusammen im Auge haben. In einem Ökosystem hängen alle Arten zusammen. Tiere und Pflanzen ergänzen sich in ihrer Funktion. Je mehr Arten in einem Ökosystem leben, desto leichter kann es sich an Veränderungen anpassen. Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, kann das ganze System zusammenbrechen.
Der Mensch hat vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr in Lebensräume eingegriffen, sie zum Teil auch zerstört. Wenn durch Klimamaßnahmen die jetzt schon gestörten Lebensräume durch Überbauung und weitere Zerschneidung noch mehr geschädigt werden, kann das stellenweise ein ganzes Ökosystem an einen Kipppunkt bringen. Je kleiner die unzerschnittenen Parzellen sind, desto geringer ist die Resilienz. Es gibt viele Arten, die nicht auf der Liste der windkraftsensiblen Arten stehen, aber allein durch die Lebensraumverschlechterung verschwinden werden. Je mehr Arten in einem System leben, desto leichter kann es sich an Veränderungen anpassen. Biodiversität ist eine Überlebensfrage für die Menschheit. Intakte Ökosysteme mildern die Folgen des Klimawandels.
Leider hat die Einführung der EU-Notfallverordnung dazu geführt, dass bei diesem Gesetz zum beschleunigten Ausbau der Naturschutz bei Planung und Abwägung kaum mehr Bedeutung hat.
Trotzdem fordern wir:
Kein Ausbau der Windenergie in artenreichen Wäldern, insbesondere nicht bei Vorhandensein von Schwerpunktvorkommen von Fledermäusen und seltenen Brutvögeln.
Keine Windräder im Bereich von Vogelzugkorridoren. (Alles trifft für den Spitalwald zu)
Keine Freiflächensolaranlagen auf Äckern und Wiesen, wo Feldvögel wie Feldlerche, Rebhuhn und andere Offenlandarten brüten.
Keine Überbauung von größeren baumfreien Offenlandflächen mit Rast- und Überwinterungsmöglichkeiten für Zugvögel geben.
Vorrangiger Ausbau der Solarenergie auf bereits versiegelten Flächen wie Dächern (90% des Potenzials ist nicht ausgeschöpft!) und Parkplätzen. Anreize durch Förderung.
Einige Standorte bedrohen besonders stark die Artenvielfalt und sowieso vom Aussterben bedrohte Arten. Bei diesen Standorten sind von unserer Seite keine Kompromisse möglich. Diese Standorte müssen wegfallen.
Was stimmt davon?
Quelle: Facebook - Gehirnsalat
Da Windkraftgegner ja gerne damit argumentieren, dass die Windkraftanlagen doch ach so viele Vögel „schreddern“ würden -- hier mal ein Blick auf die Zahlen -- sinnvoll ins Verhältnis gesetzt.
Laut diverser Schätzungen liegt die Zahl der Vögel, die in Deutschland an Windkraftanlagen umkommen, bei bis zu 100.000 pro Jahr. [1] [6]
Umso erstaunlicher ist, dass diese Zahl öffentlich so heiß diskutiert wird.
• Durch die legale Jagd sterben in Deutschland derzeit jährlich etwa 1,2 Millionen Vögel von 30 jagdbaren Vogelarten. Hinzu kommen deutschlandweit geschätzt 50.000 bis 150.000 illegal getötete Vögel. [6]
• Außerdem sind die Hochspannungsleitungen im Land jährlich für rund 2,8 Millionen tote Vögel verantwortlich. [2]
• Hinzu kommen deutschlandweit mindestens 18 Millionen Vögel durch Aufprall an Glasscheiben und -fassaden. [3]
• Todesopfer durch Kollisionen von Vögeln im Straßen- und Bahnverkehr werden für Deutschland auf etwa 70 Millionen geschätzt. [6]
• Katzen, die so zahlreich als Haustiere gehalten werden und sich damit dem natürlichen Jäger-Beute-Zyklus entziehen, bringen ebenso erheblich das Ökosystem zum Schwanken. Schätzungen für Deutschland gehen von 100 Millionen von Katzen getöteten Vögeln pro Jahr aus. [4] [6] Selbst Google musste diese Erkenntnis bereits machen [5]: Google-Mitarbeiter hatten herrenlose Katzen auf dem Google-Campus gefüttert und beherbergt. Anschließend konnte man allerdings feststellen, dass die Eulenpopulation in der Gegend (es handelte sich um den Kaninchenkauz) erheblich zurückging.
Vielleicht noch ein wichtiger Hinweis am Schluss, dass hier eine wichtige Ursache des Vogelsterbens nicht aufgelistet ist, und zwar die Landwirtschaft, die für einen erheblichen Nahrungs- und Habitatrückgang verantwortlich ist. Grund sind u. A. Chemikalien, Herbizide, Pestizide (vgl. Insektensterben), landwirtschaftliche Nutzungsänderungen und Beweidung. Hier geht es dann aber weniger um Todesfälle, wie bei den anderen Faktoren, als darum, dass der Lebensraum nachhaltig zerstört wird -- daher sind hier keine konkreten Zahlen zu benennen. [6]
[2] https://www.nabu.de/news/2017/03/22059.html
[3] https://www.bund-nrw.de/presse/detail/news/18-millionen-tote-voegel-durch-glaskollisionen/
[4] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/katzen/15537.html
[6] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/24661.html
Antworten:
Die Aussagen sind typisch für die große Lobby der unkritischen Windkraftbefürworter.
Es handelt sich bei den Schlagopferzahlen nur um Schätzungen, die Dunkelziffer ist hoch. Eine Statistik gibt es beim Landesamt für Umwelt Brandenburg. Die Schlagopferzahlen nehmen bei einigen Arten parallel zum Ausbau der Windenergie zu.
Der Tod von vielen Millionen Vögeln an Glasscheiben und -fassaden betrifft vor allem Kleinvögel mit mehrfachen Bruten im Jahr mit großen Gelegen. Großvögel wie Greifvögel oder Störche, Kraniche usw. spielen hier keine Rolle. Dieses Problem muss angegangen werden.
Großvögel reproduzieren sich meist erst nach einigen Jahren und ziehen oft nur 1 bis 2 Junge groß. Außerdem sind viele dieser Arten bedroht oder sogar vom Aussterben bedroht. Wenn dann ein adulter Vogel umkommt, wirkt sich das auf die ganze Population aus, da er für die Fortpflanzung ausfällt. Da es oft ziehende Arten sind, kann eine ganz andere Region auch außerhalb Deutschlands betroffen sein. Windparks in Vogelzugrouten wirken sich besonders negativ aus.
Hauskatzen und verwilderte Hauskatzen sind tatsächlich ein großes Problem, von dem einerseits Arten der Siedlungsbereiche betroffen sind, die oft viele Junge haben und mehrfach brüten. Die verwilderten Katzen sind aber eine große Gefahr auch für bodenbrütende Arten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass möglichst viele Gemeinden die Katzenschutzverordnung einführen.
Es stimmt, dass an Stromleitungen oder im Verkehr viele Vögel umkommen, auch Greifvögel wie der Mäusebussard.
Der Lebensraumverlust (Habitatrückgang) ist ein riesiges Problem, gerade in unserer dichtbesiedelten und zerschnittenen Landschaft. Ein Faktor ist die intensive Landwirtschaft.
Zur Beweidung: Extensive Beweidung z.B. mit Robustrindern fördert die Artenvielfalt enorm: Sie sorgen für abwechslungsreiche Strukturen mit weniger und stärker abgeweideten Stellen, auch die Trittspuren sind wertvolle kleine Lebensräume. So haben benachteiligte Kräuter und Blumen eine Chance, jeweils in ihrer „Nische“ zur Blüte und Samenbildung zu kommen. Der Dung ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel, die die Larven und Insekten, die in großer Zahl dort vorkommen, leicht erreichen können. Beweidetes Grünland, besonders Feuchtgrünland, speichert sogar mehr CO2 als Wald.
Aber auch der geplante Ausbau der Erneuerbaren Energien trägt zur weiteren Einschränkung der Lebensräume bei, besonders durch die Freiflächenphotovoltaik. Davon sind die Feldvögel besonders betroffen, die von solchen Strukturen oft weiten Abstand halten. Deshalb fordern wir den vorrangigen Ausbau auf allen versiegelten Flächen. Auf größeren Parkplätzen ist das bereits gesetzlich vorgeschrieben.
Beim Bau von Windparks in artenreichen Wäldern sind nicht nur die relativ kleinen Standflächen entscheidend, sondern auch die weitere Zerschneidung des Lebenraums spielt eine große Rolle. Die Zerschneidung und Zerstörung des Lebensraums und die Auswirkungen auch in weiterer Umgebung werden außer Acht gelassen. Es gibt abgesehen von den Auswirkungen auf ziehende und nahrungssuchende Vögel und Fledermäuse durch Vogelschlag oder Barotrauma auch für Brutvögel ein Meideverhalten z.B. wegen Lärm oder zu geringer ungestörter Restfläche. Neben Vogelzugkorridoren müssen auch Schwerpunktvorkommen von seltenen Brutvögeln und Fledermäusen beachtet werden laut LUBW. Das spielt in der Praxis leider keine Rolle, siehe Spitalwald.
Windparks decken mit ihren Rotoren noch höhere Luftraumbereiche ab, die vorher für Vögel ungefährlich waren und jetzt zu einer zusätzlichen Falle werden.
Insgesamt ist es kein akzeptables Argument, zu sagen, es kommen sowieso durch andere Ursachen viele Vögel um und es kommt sozusagen nicht mehr drauf an, wenn noch einige mehr umkommen. Man muss auch bedenken, dass der geplante Ausbau erst ganz am Anfang steht.
Herrenberg 30.10.2024
PM: Der NABU bekräftigt seine Ablehnung des Windparks im Spitalwald (BB-07)
Aktuell wird von den Planungswilligen und Befürwortern des Windparks im Spitalwald bei jeder Gelegenheit versucht, die Existenz des Vogelzugs über den Spitalwald in Frage zu stellen. So auch in der Richtigstellung zur Kranichmeldung von Herrn Ruß aus Jettingen vom 29.10. und in mündlichen Äußerungen von Vertretern der Stadt und des Landratsamts.
Dass dieses Jahr zum ersten Mal Kraniche über Herrenberg ziehen, stimmt nicht. In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich eine neue Hauptzugroute, die Ost-West-Route, entwickelt, die von Ungarn (Hortobagy) in Richtung Frankreich und Spanien führt, insbesondere über die Landkreise Böblingen, Ludwigsburg und Tübingen. Ein Schwerpunkt zeichnet sich am nördlichen Schönbuchrand über Nufringen - Herrenberg - Spitalwald ab. Die Zahl der durchziehenden Kraniche nimmt von Jahr zu Jahr zu. Da die Vögel oft auch nachts ziehen, wird ein großer Anteil nicht bemerkt. Inzwischen sind es einige tausend, die auf dieser neuen Route ziehen.
Herr Ruß, dessen Meldung mit Bild am 26.10. veröffentlicht wurde, berichtet, dass er in den letzten Tagen und Nächten oft die Rufe der ziehenden Kranichtrupps gehört hat, und zwar aufgrund seiner Wohnsituation genau aus der Richtung Spitalwald. Besonders bei schlechter Sicht, z.B. bei (Hoch-) Nebel, bei Gegenwind oder nachts, wären die Großvögel stark gefährdet durch Windräder, weil sie dann tief fliegen und auch dazu neigen, eine Weile am Ort zu kreisen.
Großvögel können sich erst im Alter von mehreren Jahren fortpflanzen und ziehen jährlich nur ein bis zwei Junge auf. Bei bedrohten Arten fällt jedes Individuum ins Gewicht, das für die Fortpflanzung eine Rolle spielt und an Windkraftanlagen umkommt.
Das Argument, auch neben dem Spitalwald würden Vögel ziehen, greift nicht, denn ein Zugkonzentrationskorridor kann selbstverständlich eine gewisse Breite einnehmen. In der Stellungnahme des NABU Gärtringen-Herrenberg-Nufringen (Dr. Öhm-Kühnle) werden im Zuge der Offenlegung der Vorranggebiete konkrete Beobachtungen der letzten Jahre von Zugvögeln über dem Spitalwald aufgelistet. Diese bilden aber nur einen kleinen Teil des Zuggeschehens ab, weil nur übers Wochenende an wenigen Stunden beobachtet werden kann. Auffallend sind beispielsweise auch Tage mit hohem Zugaufkommen von Wespenbussard und Schwarzmilan über dem Spitalwald. Stark bedrohte Arten wie Schlangenadler, Schwarzstorch, Kornweihe, Fischadler wurden nachgewiesen ebenso wie zahlreiche Singvögel und Tausende Ringeltauben. Schon bei Schubert „Vogelwelt in Schönbuch und Gäu“ (1983) wird der Schlossberg Herrenberg als besonderer Schwerpunkt für den Greifvogelzug erwähnt.
Der Vogelzug im Herbst und auch im Frühjahr zieht sich über viele Wochen hin bei Tag und Nacht, ist aber nicht immer gleichmäßig stark. Abschaltungen lassen sich also kaum vorherplanen und würden wegen der erforderlichen Dauer den Betrieb unrentabel machen. Abschaltvorrichtungen sowohl für Vögel wie für Fledermäuse unterliegen ohnehin keiner gesetzlichen Kontrolle. Außerdem müssen sie nicht aktiviert werden, soweit sie den Jahresenergieertrag um mehr als 6 % verringern. Das dient lediglich als Alibiargument.
Zusätzlich handelt es sich um einen artenreichen Wald mit etwa 300 Habitatbäumen mit Nist- und Fortpflanzungsmöglichkeiten für seltene Brutvögel und vom Aussterben bedrohte Fledermäuse. Es handelt sich um sog. Schwerpunktvorkommen der Kategorie A und B von seltenen Brutvögeln und von Fledermäusen, bei denen die LUBW (Landesumweltbehörde Baden-Württemberg) einen Ausschlussgrund für Windkraftstandorte sieht. Hier brüten Pirol, Sperlingskauz, Waldschnepfe, Schwarzspecht, Rotmilan und andere. Ebenso gibt es Quartiere von mehreren Fledermausarten, die eine wichtige Funktion als Schädlingsbekämpfer ausüben.
Der Artenschutz darf neben dem Klimaschutz nicht vergessen werden. In Deutschland sind laut dem neuen „Faktencheck Artenvielfalt“ (Oktober 2024) ein Drittel der Arten gefährdet und 3% schon ausgestorben. Dazu ein Zitat von Johannes Vogel, Professor für Biodiversität in Berlin: „Die Klimakrise bestimmt, wie wir leben werden. Die Biodiversitätskrise bestimmt, ob wir überleben werden.“
Wir akzeptieren nicht, wenn die Waldfunktionen auf die CO2-Speicherung und die Holzgewinnung reduziert werden. Der ökologische Wert darf nicht ausgeklammert werden. Dieser Wald ist eben nicht nur Wirtschaftswald, sondern er enthält vielfältige wertvolle Strukturen und Biotope. Nicht ohne Grund werden regelmäßig gut besuchte Vogelstimmen- und Waldführungen angeboten. Ein funktionierendes Ökosystem mit vielen Arten wie hier macht den Wald klimaresistenter. Dass der Spitalwald durch den Ausbau nicht leiden soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Bei Eingriffen, die bestimmten am Ort lebenden bedrohten Arten schaden, ist ein Ausgleich in räumlicher Nähe Pflicht. Es müssten Ersatzlebensräume angeboten werden, in denen noch freie Reviere vorhanden sind.
Bei Zugvögeln liegen die Brutgebiete dagegen oft weit weg in ganz verschiedenen Gebieten. Das lässt sich also hier nicht ausgleichen. In diesem Fall sind regelmäßige Ausgleichszahlungen an die Bundesregierung Pflicht.
Die Qualität von Gutachten müssen wir anzweifeln, denn bei der Flut von erforderlichen Untersuchungen gibt es nicht genügend Kapazitäten bei kompetenten Büros mit erfahrenen Fachleuten. Besonders für Zugvogelerfassungen gibt es nur wenige Experten, die zuverlässige Ergebnisse liefern können. Außerdem werden die Gutachten vom Betreiber beauftragt. Daher verwundert es nicht, wenn die Beteiligten schon jetzt zu wissen scheinen, dass keine Ausgleichszahlungen nötig sind und alles vor Ort ausgeglichen werden kann. Der Meinung kann man nur sein, wenn der Vogelzug ignoriert oder bestritten wird.
Die Untere Naturschutzbehörde ist für die Genehmigung der Anlagen zuständig. Sie entscheidet aber nur nach formaljuristischen Kriterien, ob ein Gutachten plausibel erscheint.
Aus allen obengenannten Gründen betonen wir nochmals, dass wir wie schon in der Stellungnahme vom Januar den gesamten Standort BB-07 ablehnen, ebenso der Landesnaturschutzverband LNV, der BUND und der NABU-Landesverband. Bei diesem Standort kommen für uns keine Kompromisse in Frage.
Dr. Ulrike Kuhn
NABU Gärtringen-Herrenberg-Nufringen
Wir waren sowohl am Sonntag, dem 22. September 2024, beim Herrenberger Streetlife Festival als auch am Donnerstag, dem 03. Oktober 2024, beim Streuobstaktionstag des Landkreises Böblingen in Mönchberg mit Infoständen vertreten. Neben allgemeinen Themen wie der Anlage und Pflege von naturnahen Gärten, Maßnahmen zum Klimaschutz und weiterer Themen haben wir bei beiden Infoständen insbesondere auf unsere Position beim Ausbau der Windkraft im Regionalverband Stuttgart aufmerksam gemacht ("Klima- und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen und gleichwertig priorisiert werden") hingewiesen. Beim Streuobsttag stand der dramatische Rückgang der Streuobstwiesen und damit einhergehend der Verlust an Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten im Vordergrund. Zusätzlich konnte auf mehreren selbstgestalteten Infotafeln nachgelesen werden, um welche Biotope wir uns landschaftspflegerisch kümmern und was Personen mit geeigneten Grundstücken zur Rückkehr des Wiedehopfes beitragen können.
Damit neben den zahlreichen Informationen zu den vielfältigen Themen auch Kinder an unseren Infoständen auf ihre Kosten kommen konnten, haben wir bei beiden Veranstaltungen Nistkastenbau angeboten. Zusammengenommen wurden in etwa 60 Nistkästen mit passenden Eingangs-Lochgrößen für verschiedene Höhlenbrüter-Arten wie Blau- und Kohlmeise, Feldsperling, Star, Gartenrotschwanz und Halsbandschnäpper von den Kindern mit Unterstützung durch Erwachsene und unseren Standhelfern gebaut, was neben den strahlenden Kindergesichtern auch an den über beide Veranstaltungen zahlreich getragenen Nistkästen sichtbar wurde.
Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf beider Veranstaltungen und freuen uns, dass wir so zahlreich an unserem Stand besucht wurden. Es haben sich viele interessante Gespräche ergeben, sodass wir viel Aufklärungsarbeit leisten und mehrere kleine neue Projekte initiieren konnten.
Vielen Dank an alle Menschen, die sich für unsere Arbeit zum Schutz der Natur interessieren!
Wir haben gewonnen!
Für unsere beiden Projekte, die auf die Wiederherstellung von artenreichen Halbtrockenrasen-Flächen zielen, wurden wir von EDEKA Südwest im Rahmen von "Unsere Heimat & Natur" ausgezeichnet. Sowohl für die insbesondere in der Landschaftspflege-Periode Herbst 2023 und Frühjahr 2024 stattgefunden habende Aktion im Naturdenkmal "Unterer Buchgraben" in Herrenberg-Haslach als auch für die Maßnahmen rund um das Naturdenkmal "Kuppinger Grund" nördlich von Haslach wurden wir nun mit jeweils 1000 € prämiert.
Die Aktionen waren nur durch die vielen hundert Helferstunden unserer Ehrenamtlichen denkbar, weshalb unserer besonderer Dank allen Aktiven gilt!
Bei EDEKA Südwest und hier insbesondere der Filiale EDEKA Weinle in Herrenberg, vertreten durch die Geschäftsführung Frau Jutta Weinle-Günter und Herrn Benjamin Günter, möchten wir uns für die nette Preisübergabe in Herrenberg ganz herzlich bedanken. Der Herrenberger Filiale von EDEKA Weinle hat die Patenschaft für beide Projekte übernommen und in der hinter den Kassen platzierten Spendenbox ein Fach für uns freigehalten - somit können die Kunden direkt nach ihrem Einkauf einen Betrag ihrer Wahl für unsere Arbeit spenden.
Wir freuen uns sehr über den Gewinn der beiden Preise und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!
Herrenberg/01.07.2024 – Die NABU-Gruppe Gärtringen-Herrenberg-Nufringen kümmert sich um die ökologische Aufwertung des langgestreckten Naturdenkmales „Buchgraben“ sowie um die Wiederherstellung eines artenreichen Halbtrockenrasen im Bereich des Naturdenkmales Kuppinger Grund. Dieses Engagement wurde nun im Rahmen des Naturschutzwettbewerbs „Unsere Heimat und Natur“ von Edeka Südwest und der Stiftung NatureLife-International mit jeweils 1.000 Euro, also insgesamt 2.000 Euro, ausgezeichnet. Edeka-Kundinnen und -Kunden unterstützen den Wettbewerb mit dem Kauf regionaler Bio-Kräutertöpfe.
Zusätzlich zur finanziellen Förderung übernimmt Edeka Weinle die Patenschaft für das Projekt in Herrenberg-Haslach. „Wir freuen uns sehr, dass es so viele engagierte Menschen und so großartige Naturschutzprojekte in unserem Absatzgebiet gibt und sind stolz, hier einen Beitrag leisten zu können. Denn nur in einer ökologisch intakten Kulturlandschaft können auch qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert werden“, erläuterte Michaela Meyer, Geschäftsbereichsleiterin Nachhaltigkeit bei Edeka Südwest, im Rahmen des Naturschutzwettbewerbs das Engagement des Lebensmittelhändlers.
Gefährdete Lebensräume durch vielfältige Biotopstrukturen schützen
Selbst früher weit verbreitete Tier- und Pflanzenarten seien heute vielerorts aus den Fluren verschwunden oder hochgradig gefährdet. Verstärkt werde der Artenrückgang durch die immer deutlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels wie Hitzeperioden mit Dürreschäden und Wassermangel einerseits, sowie Starkregenereignisse mit Hochwasser und Bodenabschwemmungen auf der anderen Seite. Vielfältige Biotopstrukturen in der Kulturlandschaft seien deshalb immer wichtiger. Projekte und Initiativen, die helfen, Biotope wieder herzustellen, neue Biotope anzulegen und zu vernetzen, gefährdete Lebensräume zu pflegen und zu sichern, würden immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Einen wichtigen Beitrag hierfür leistet die NABU-Gruppe Gärtringen-Herrenberg-Nufringen, die auch in den Gemeinden Deckenpfronn und Hildrizhausen zuständig ist, mit ihren vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die zahlreiche Arbeitsstunden leisten. Gemeinsam engagieren sie sich zum einen für die ökologische Aufwertung des langgestreckten Naturdenkmales „Buchgraben“, südlich von Herrenberg-Haslach, durch Rodung zugewachsener Bereiche und Eindämmung der Gehölzsukzession. Dadurch werden blütenreiche Wiesenbereiche und Magerrasenflächen wiederhergestellt. Außerdem setzen sich die fleißigen Mitglieder der NABU-Gruppe für die Wiederherstellung eines artenreichen Halbtrockenrasen im Bereich des Naturdenkmales Kuppinger Grund ein. Dazu sind Rodungsarbeiten zur Freistellung der teilweise verbuschten Magerrasenvegetation und deren Sicherung durch anschließende Ziegenbeweidung vorgesehen.
2024 werden insgesamt 31 Projekte gefördert
Unterstützt wird der 2014 zum ersten Mal durchgeführte Wettbewerb auch von Kundinnen und Kunden der Edeka Südwest. Denn mit einem Teil des Erlöses aus dem Verkauf von Bio-Kräutertöpfen der Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“ wird der Fördertopf regelmäßig gefüllt. In diesem Jahr erhöht sich die Zahl nochmal um 31 neue Preisträger auf insgesamt 268 ausgezeichnete Projekte, die dann mit rund 672.000 Euro unterstützt wurden.
Alle weiteren Berichte aus diesem Jahr finden Sie unter 2024 !!!